Seit Tagen gibt es Unruhe bei Kunden und CFD Brokern. Grund dafür sind die kommunizierten Absichten der regulierungswütigen Behörde in Paris, namens ESMA.
Die europäische Finanzmarktaufsicht möchte zur “Beglückung der Verbraucher “ die Restriktionen im CFD Handel erhöhen. Dazu gehören u.a.
- Verbot binärer Optionen
- Abschaffung der Nachschusspflicht
- Hebelbeschränkung auf 1:5 bis 1:30, je nach Finanzinstrument
- Neue Stop-Out Regeln
Einen sehr guten Überblick mit den entsprechenden Konsequenzen für Kunden und Broker verfassten die Autoren von brokerdeal.
Freundlicherweise fragt die ESMA jedoch Anleger und Industrie, was diese von den Vorschlägen halten…
Das Original kann hier als pdf abgerufen werden.
Die Frist zur Beantwortung läuft noch einige wenige Tage. Schaut man sich die inzwischen eingerichteten Antwortseiten an, stößt das Thema auf erhebliches Interesse.
Welche Konsequenzen hätte die Umsetzung für Social und Copy Trading?
Die Minderung der erlaubten Hebel hätte natürlich zur Folge, dass Kunden mehr Margin vorhalten müssen. Beim Handel entsprechender Stückzahlen kann dies schnell in Größenordnungen landen, bei der sich die Frage stellt – warum nicht gleich am Originalmarkt handeln. Also Eurex, Xetra etc.
Ein kleines Beispiel:
Ein CFD auf den DAX beim Stand von 13.200 Punkten bedarf bei vielen Häusern mit Hebel 1:100 einer Margin von 132 Euro. Die Reduktion auf Hebel 1:20 verlangt dann schon 660 € je CFD. Nehmen wir nun einen FDAX, also 25 CFD, dann landet man bei 16.500 € Margin und damit sogar höher als aktuell die Initial Margin für den FDAX z.B. bei Lynx Broker
Der Hebel im Daxfuture liegt dort aktuell bei ca. 21. Damit wären CFD und FDAX fast gleich. Nur – warum sollte man dann noch das unfaire CFD Konstrukt handeln, wenn man das faire Original haben kann.
Die Antwort liegt schlicht im verfügbaren Kapital. Gerade hier spielten CFD’s ihre Vorteile aus und ermöglichten auch kleinen Konten eine hohe Skalierbarkeit der Assets.
Geht man nun von einem durchschnittlichen CFD-Konto von 4 bis 5.000 Euro aus, denn mehr ist es laut Statistik nicht, dann geht vielen Kunden, unter Berücksichtigung der Stop Out Level, nun schon bei 5 CFD’s auf den DAX die Luft aus.
Es gibt nun 2 Lösungen. Entweder massiv Kapital in die Accounts oder aber Splittung von Stückzahlen.
Lösung 1 fordert den Anleger und Lösung 2 fordert den Broker…Nur frage ich, wer wird hier wohl den kürzeren ziehen?
Werden die Kunden ihre Einzahlungen in CFD Accounts massiv aufstocken? Weihnachten ist wohl schon vorbei…
Wie sind ayondo und eToro vorbereitet ?
Eigentlich könnten beide Social Trading Anbieter die Diskussion entspannt verfolgen und den Ergebnissen entgegen sehen. Die einzigen Verlierer werden diejenigen Kunden sein, die auf der Jagd nach dem schnellen Euro bewusst auf Instrumente mit hoher Hebelwirkung setzten. Diese müssten sich nun daran gewöhnen, dass ihre Top Trader bei ayondo oder Popular Investor bei eToro ganz geschmeidig piano fahren – mit Hebel 1:1 , 1:5 oder eben 1:20…
Das hat auch seine Vorteile. Es dauert vielleicht etwas länger, bis der erhoffte Ertrag erzielt wurde. Dafür leben die Accounts dann wohl auch etwas länger…
Top Trader bei ayondo können zwar immer noch Hebel 1:100 fahren, müssen das aber schon seit Beginn nicht. Sie dürfen ja auch bis auf 1:1 skalieren. Keiner hindert sie daran, z.B. ungehebelte Portfolios zu managen.
Die beiden folgenden Screenshots belegen die Optionen für ayondo Top Trader.
Was für Indices gilt, hat natürlich auch für Aktien CFD Relevanz. Also z.B. mal eine Bayer oder andere Aktien CFD’s ins Depot gepflanzt. Natürlich ungehebelt. Geht alles…macht nur kaum einer.
Was für ayondo gilt, ist für eToro auch alltäglich.
Die Hebel für die handelbaren Werte wurden den Popular Investors schon vor 2 Jahren massiv herunter gesetzt.
Index CFD’s maximal bis Hebel 1:25. Der Hebel ist frei wählbar von 1:1 bis 1:25.
Aktien CFD’s maximal Hebel 1:5
Blieben noch u.a. Devisen zu erwähnen.Auch hier gilt maximaler Hebel von 1:50.
Fazit für ayondo und eToro…
In der Ruhe liegt die Kraft. Beide Social Trading Portale sind, zumindest was die technischen Voraussetzungen zu reduzierten Hebeln betrifft, schon seit langem darauf vorbereitet. Mit den erzwungenen Hebelreduktionen dürfte sich auch der Trend, weg vom Social Trading und hin zu Social Investing mehr und mehr durchsetzen.
Ob die Umschlagshäufigkeit der Trades dann allerdings immer noch die Kasse ausreichend klingeln lässt, um das Geschäftsmodell auf Dauer zu sichern, steht auf einem anderen Blatt. Fakt ist natürlich, ohne Volumen keine Gebühren… (ob nun Spreads, Kommissionen, Zinsen etc.) Und genau das ist der klitzekleine Vorteil, den z.B. eine ayondomarkets im Vergleich zu AdmiralMarkets, GKFX oder wem auch immer hat. Einzelne CFD Broker ohne einen Zusatznutzen für die Kunden dürften es bei Umsetzung der ESMA Empfehlungen schwer haben, dann gegen die klassischen Futurebroker zu bestehen. Dorthin wird sich wohl eine Vielzahl der „potenten“ Kunden verabschieden.
Ein wichtiges Detail darf jedoch nicht übersehen werden – die beabsichtigten Stop Out Regeln! Üblicherweise richten sich diese bisher am Kontostand und nicht an dem Gewinn/Verlust von Einzelpositionen. Genau darauf zielt jedoch die ESMA ab.
In der Umfrage heißt es:
A margin close-out rule on a position-by-position basis. This would standardise the percentage of margin at which providers are required to close out a retail client’s open
CFD. The aim is that, consistently across providers, clients are routinely protected from losing more than what they have invested. The intention is to make the resulting rule
as clear and straightforward to understand as possible for investors. This rule would be implemented on a position-by-position basis, such that a retail client’s open CFD must
be closed out on terms most favourable to the client at the point in time at which the available sum remaining in the CFD trading account of the initial margin and variation
margin relating to that CFD falls below 50% of the amount of the initial margin posted. For instance, for a CFD with a leverage limit of 5:1, minimum initial margin is 20% of
initial total exposure, so if the overall margin allocated to the CFD falls below 10% of initial total exposure , the CFD must be closed out. The alternative approach of a margin
close-out rule on an account-wide basis appears to make it harder for investors to understand how the rule operates and to understand their exposure to each individual
CFD position (especially as this may involve comparing profitable CFDs versus lossmaking ones). Additionally, implementing a margin close-out rule on an account-wide
basis would make leverage limits less able to standardise levels of risk across different investments, in contrast to a per-position basis. For these reasons, at present ESMA’s
preferred option is to implement the rule on a position-by-position basis rather than on an account-wide basis.
Quelle: https://www.esma.europa.eu/sites/default/files/library/esma35-43-904_call_for_evidence_-_potential_product_intervention_measures_on_cfds_and_bos_to_retail_clients.pdf
Bleiben wir einmal bei einem Beispiel typischer Signalanbieter auf eToro oder ayondo. Der Händler geht eine CFD Position mit Hebel 20 auf den DAX ein. Margin bei 12.800 Punkten beträgt dann 640 Euro. Das Stop Out Level wäre bei Unterschreiten von 320 Euro, also einem Daxstand von 12.480 Punkten. Hier muss der Broker nach Ansicht der ESMA glattstellen, ungeachtet dessen, ob im Account weitere ausreichende Margin vorhanden ist. Allen Tradern und natürlich auch den entsprechenden Followern würde diese Position zwangsweise geschlossen werden. Das ist natürlich total hanebüchen, da damit aktiv in eine Strategie eingegriffen würde. Wer z.B. aus dem Tages- oder Wochenchart handelt, hat üblicherweise weitere Stops als ein intraday agierender Händler.
Kann man bei dem Thema Hebel noch gelassen sein, so dürften spätestens in diesem Punkt die Lichter angehen. Ob die Technologie von TradeHub bei ayondomarkets oder die von eToro dafür gewappnet ist, vermag ich nicht zu beantworten. Die mehr als 1.300 Metatrader 4 – Broker sind es jedenfalls nicht. Das kann MT 4 nicht ! An dieser Stelle verweise ich auf die interessante Lektüre auf financefeeds
Aus Sicht der kommenden Regulierung wären also alle Geschäftsmodelle, die mit MT4 arbeiten, nicht ESMA – konform. ZuluTrade, myfxbook, MyDigiTrade, Signal Start etc. lassen grüßen…
In Europa dürfte also bei Umsetzung der Vorstellungen der ESMA eine weitere Konsolidierungswelle in Sachen Copytrading einsetzen.
Die Ergebnisse hat nun die ESMA in dieser Woche veröffentlicht. Nachzulesen auch bei LeapRate
Die Kollegen von BrokerDeal haben einen sehr guten Beitrag veröffentlicht.
Aus Sicht von eToro und ayondo sehe ich keine besonderen Schwierigkeiten, die Vorschläge umzusetzen. Die beabsichtigte Stop Out Rule wurde ja glücklicherweise abgebogen, so dass nur noch das Thema maximaler Hebel zur Debatte steht.
Kunden, die also in bisherigen Stückzahlen handeln wollen, müssten dann mehr Kapital als Margin vorhalten (für Dax und Dow um Faktor 5). Für das Thema CFD’s auf Aktien und Bonds muss ich allerdings der Kritik von Michael Hinterleitner zustimmen. Das ist einfach nur heavy…