Am heutigen Nikolaustag packte die britische Aufsichtsbehörde FCA die große Rute aus und versohlte mit ihrer Ankündigung strengerer Regulierung den börsennotierten CFD Anbietern IG, CMC und Plus500 mächtig den Allerwertesten. Die Aktienkurse der Unternehmen nahmen ein Blutbad, dessen Auswirkungen die Kollegen von finanzmarktwelt.de dokumentiert haben.
Eine sehr gute Zusammenfassung der Regelungen der CySec und FCA findet ihr auch im Artikel von Michael Hinterleitner bei brokerdeal.de.
In aller Kürze die wesentlichen Änderungen:
- Verbot von Bonifizierungen für Neu- und Bestandskunden
- maximaler Hebel von 1:50 bzw. 1:25 für Anfänger
- Offenlegung von Statistiken, die Aufschluss über die Profitabilität der Kundschaft geben
Um es vorweg zu nehmen, ich persönlich begrüße diese beabsichtigten Änderungen. Allerdings stellt es die Branche nun doch vor erhebliche Probleme.
- Punkt 1 – Das Marketing muss massiv überdacht werden, denn mit einer Möhre von x % Bonus können Neukunden nicht mehr gelockt werden.
- Punkt 2 – Der Wettbewerb wird natürlich erheblich verzerrt, da von diesen Maßnahmen nur die FCA – und EU regulierten Broker betroffen sind. Die Pusher aus Asien und Übersee reiben sich die Hände und werden wahrscheinlich noch mehr um europäische Kundschaft buhlen.
Wie tangieren diese Maßnahmen die Zugpferde des Social Trading?
eToro hatte in weiser Voraussicht schon vor Wochen agiert und die Regularien für Popular Investors verändert. Der maximale Hebel für Indices beträgt 1:25 und für Forex 1:50. Siehe auch die Popular Investor T&C (pdf-Datei).
ayondo hat zwar maximalen Hebel von 1:100, aber kein Trader muss diesen ausreizen. Top Trader können auch ungehebelt agieren oder individuell von 1:1 bis 1:100 skalieren.
ZuluTrade unterstützt aktuell 8 Broker mit einem Hebel von bis zu 1:200. Hier wird es sicher auch Änderungen geben müssen.
Welche praktischen Auswirkungen hat dieses Nikolausgeschenk für die betroffenen Broker?
Die Kunden müssen mehr Kapital vorhalten und die Umschlagsgeschwindigkeit wird wahrscheinlich nachlassen, mit Folgen für die Ertragslage der Broker.
Wie die Regelungen das Kundenverhalten ändern wird, kann an einem aktuellen ayondo Top Trader Profil aufgezeigt werden:
Es gibt ein Profil mit derzeit etwa 450.000 Euro Depotvolumen (Virtual Money Trader). Der Trader hält in diesem Depot per heute Index CFD’s in folgendem Volumen:
- EuroStoxx 1.000 CFD
- Dax 450 CFD
- S&P500 425 CFD
- DowJones 275 CFD
- Ibex 200 CFD
Meine überschlägige Berechnung der Margin kommt auf ca. 160.000 Euro ! Eine Marginanhebung auf Hebel 1:25 würde für die gleiche Anzahl Positionen ein Kapital von 640.000 Euro erfordern (Kontostand ist aber nur 450.000 Euro). Selbst ein Hebel von 1:50 schlägt mit 320.000 Euro zu Buche und damit einer Marginanforderung von knapp 72% auf das zur Verfügung stehende Kapital. Noch Fragen…?
Derartige Kauforgien dürften zukünftig nicht mehr möglich sein. Im übrigen glänzt das Profil auch mit maximaler Verbilligung…Dieses Handelsverhalten von Signalanbietern ist mit den neuen Marginanforderungen nicht mehr in diesem Ausmass möglich und stellt damit auch einen erheblichen Schutz der Follower dar. Von der heutigen Talfahrt des Traders waren trotzdem 19 Follower betroffen.
Lange Rede kurzer Sinn, auch wenn es den CFD-Brokern und insbesondere auch den Social Trading Portalen mit den Erschwernissen nicht leichter fallen wird, neue Interessenten zu gewinnen, der Schritt der Regulierungsbehörden ist richtig, auch um einem generellen Bann auszuweichen.
Die Broker sind in der Pflicht, bei aller Eigenverantwortung der Kunden, mehr für deren Aufklärung und Bildung im Umgang mit Derivaten zu tun. Wie sagt man so schön… auf die Gefahr des eigenen Untergangs.
P.S. Dass es den wohlmeinenden Aufsichtsbehörden selbstverständlich nicht um den Verbraucherschutz geht, dürfte auch dem ahnungslosesten Kunden inzwischen klar sein. An dieser Stelle verkneife ich mir jedoch ein Statement. Bei Churchill hieß es „No Sports“, hier heißt es “ No Policy“