Fast war man geneigt, den üblichen Herbstdip nach der ersten Oktoberwoche abzuhaken, wurde man in der letzten Woche eines Besseren belehrt. Der 10. Oktober trat eine wasserfallartige Lawine gegen die Daueroptimisten los. War am Vormittag noch relative Ruhe auch für Social Trader angesagt, so änderte sich dies mit der Eröffnung in Übersee.
Einer ersten Verkaufswelle folgte nach der Burgerpause die zweite, die bis zur Schlussglocke ausgekostet wurde. Einige sahen sich offenbar schon mit einer Wiederholung der Februarereignisse konfrontiert.
Hatte sich der Dow am Mittwoch gerade noch so an den Julihochs gerettet, ging die Lawine am Donnerstag munter weiter und durchschlug so ziemlich alle Unterstützungen, füllte Kurslücken und rasierte damit viele Bullen. Beim Blick in mein Tradingtagebuch war dieses Ereignis nicht ganz ohne Vorwarnung. In der Vorwoche bildeten die Amis ein mustergültiges Umkehrsignal im Tageschart der Kasse. Sicher vertrauten auch hier viele auf einen Fortbestand des Trends auf dem Level 26.000 – 26.200.
Im Dowfuture wurden binnen 30 Stunden mal wieder locker 1.600 Punkte abgespult…
Ist das nun der Crash, von dem man derzeit häufig lesen kann?
Dazu einmal der Vergleich aus Februar:
Wie unschwer zu erkennen, spulte man damals in etwa die doppelte Strecke unter wahnsinnig hoher Vola ab. Tag 2 war damals geprägt von einer genauso irren Konterkerze. Erste Ansätze dazu waren auch kurz nach Eröffnung am Donnerstag zu erwarten. Wie man aber unschwer am Intradayverlauf erkennen kann, gab es sofort eins auf die Mütze, gefolgt von einem zweiten Versuch der Bullen. Auch dieser endete dann mit Kapitulation und Börsenschluss nahe des Tagestiefs. Am Freitag nun der Versuch der Schadensbegrenzung …
Im laufenden Jahr stehen die Amis immer noch ganz gut im Futter. Dow mit 1,6%, S&P500 mit 2,6 % und die Nasdaq mit gut 7 %.
Dunkel sieht es aber bei uns aus. Ein Verlust von gut 10 % ist im laufenden Jahr im Dax zu verbuchen. Der Euro geht seit Jahresbeginn zum Dollar ca. 3,6 % schwächer.
Wie immer nach solchen Tagen lohnt ein Blick in die Rankings und Portfolios der Social Trader und Investoren.
Leider ist die Erkenntnis stets dieselbe…
Nur ganz wenige waren in der Lage, mit der Situation umzugehen und ihre Portfolios entweder abzusichern, oder die Welle mit zu reiten.
Werfen wir dazu mal einen Blick auf die beliebtesten Händler bei eToro und ayondo. Auf Sicht der letzten 6 Monate konnten nur sehr wenige eine positive Performance erzielen. Einige Händler/innen mussten gerade auch wieder in der letzten Woche Federn lassen. Das Bild bei den beiden populärsten Social Trading und Social Investing Portalen ähnelt sich.
Performance 6 Monate ayondo Top Trader:
Performance 6 Monate eToro Popular Investors:
Nun kann man unterstellen, okay alles Einzelschicksale. In der Summe gibt es doch aber positive Ergebnisse, wenn man ausreichend in diese Händler diversifiziert.
Das Argument ist sicher richtig und wird bei eToro auch mit dem Instrument der Traderporfolios umgesetzt. Schaut man sich jedoch auch hier die Ergebnisse der letzten 6 Monate dieser Copyportfolios an, dann konnte keines ! mit einer positiven Performance glänzen. Sicher, die Drawdowns sind geringer und die Verluste nicht ganz so üppig, wie bei den beliebtesten einzelnen Tradern.
Letztlich waren also die Mehrzahl der beliebtesten Händler nicht in der Lage, den bis heute anhaltenden positiven Trend an den US Märkten mitzunehmen, trotz zweier volastarker Ereignisse.
Ehe jetzt hier der Einwand kommt, ja aber…wikifolio…da gibt es doch so Superstrategien. Auch hier Fehlanzeige. Das einzige was rannte, waren die Kifferwikis.
Schaut man auf die schwergewichtigen und bekannten wikifolios, so konnten auch diese sich nicht dem Trend der Kollegen von ayondo und eToro entziehen. Dies ist natürlich auch den Strategien und dem definierten Investitionsgrad geschuldet. Eine Performance von – 10 % bis -20 % haben seit Jahresbeginn viele populäre Musterdepots auszuweisen. Auch die AuM bröckelt vor sich hin. Von den über 30 Mio im Levermann wikifolio von Stefan Pflug sind aktuell noch knapp 17 Mio im Körbchen.
Was nun also…Social Trading oder Social Investing?
Nüchtern betrachtet gibt es kaum erfolgreiche (Day)Trader auf den Portalen. Viele, die sich dafür halten, haben eher das “Investoren – Gen”. Das ist auch nicht weiter schlimm, wenn die erwartete Rendite für einen kalkulierten Zeitraum mit einem vertretbaren Risiko erkauft wird. Viele Wege führen zum Erfolg und am Ende zählt nur das Ergebnis.
Dann sollte man aber doch zur Begrifflichkeit Social Investing übergehen. Mit erfolgreichem Trading haben die Akteure auf den Social Trading Plattformen in der Regel eher wenig zu tun. Die letzten Tage haben dies leider wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Wer sich zu dem Thema auch gern streitbar austauschen möchte, der ist herzlich eingeladen, die “Kollegen” Alexander Mantel, Ingbert Maier und meinereiner am 23.11.2018, 16 Uhr beim Seminar auf der World of Trading zu besuchen.
Allen Lesern noch einen goldenen Herbst, nicht nur wettertechnisch 🙂
P.S. an dieser Stelle noch eine kleine Anekdote vom wikifolio Stammtisch Berlin. Wie mir mein „Abgesandter“ berichtete gab es doch tatsächlich einen Teilnehmer, der sich strikt dagegen verwahrte, als Trader bezeichnet zu werden. Er sei Investor und investiere für seine Anleger… Soviel zum Selbstverständnis einiger Akteure auf den Plattformen.
bei eToro haben nicht wenige Toptrader auch viel Gewinn mit Krypto’s gemacht. Da dieser Selbstläufer (nebst dem Aktienboomselbstläufer) weg fällt, offenbart sich die Strategie so mancher Toptrader. Nämlich tatsächlich eher investieren statt traden. Man kann das gelegentlich auch an der Haltezeit der Werte sehen. Manchmal mehrere (oder viele) Monate.
Ist erst mal das Selbstbewusstsein dieser Toptrader durch die ungewohnten Drawdowns angekratzt, dann verlieren manche die Geduld und handeln sich um Kopf und Kragen. Oder sie wissen es einfach nicht besser.
Bei Ayondo sind unter den Followerlieblingen fast keine Trader mehr, die noch an der Traderkarriere teilnehmen. Auch Positiv und der Biotrader knabbern nun am Ende der Karriereleiter.
Mir scheint es als käme die Traderkarriere von Ayondo nun auch an ihre DD-Grenze.