Am letzten Tag des Jahres 2022 blicken wir noch einmal kurz auf die Player des Copy & Social Trading und Investing.
Dieser Blog begleitet das Thema jetzt bereits 10 Jahre und die Quintessenz ist – nichts ist beständiger, als der Wandel. In den letzten Jahren sah man einige Anbieter kommen und gehen und nur wenige First Mover haben überlebt und ihr Geschäftsmodell den neuen Erfordernissen angepasst. Was einmal euphorisch als kleine Revolution für private Anleger gestartet war, ist doch in seiner Dimension letztlich recht bescheiden geblieben. Die Verbindung von Kapitalanlage, Austausch von Investmentideen und dem damit auch verbundenen Kopieren dieser Investments in das eigene Portfolio haben eigentlich nur 3 Plattformen geschafft. Die grünen Bullen von eToro, die scharfen Schoten von NAGA und die smarten Typen von wikifolio.com. Mit dem Aufstieg der Social Media Plattformen wie YouTube, Facebook oder Instagram kamen neue Communities hinzu, wo tausende Follower bei Finfluencern und sonstigen Gurus Informationen und natürlich auch Unterhaltung suchen. Das diese Art der Austausches meist recht einseitig ist, liegt in der Natur der Sache. Das Geschäftsmodell von Facebook Groups und vielen YT oder Insta Accounts basiert auf Klicks, Masse und Verkauf der beworbenen „Unterstützer“. Wenn du was wissen willst, mach ein Konto hier auf, nimm den Anbieter sowieso, abonniere dies und jenes… alles legitim aber eben oft nur im Interesse der Protagonisten. Und da sind wir wieder beim Kernthema – letztlich geht es nur um Dein Bestes – Dein Geld.
Wenn dann mal unruhige Zeiten kommen, ist bei einigen Schicht im Schacht. Videos werden gelöscht, Accounts dicht gemacht, User aus Gruppen gefeuert etc. Also der übliche Wahnsinn im narzistischen Internet.
Umso erfreulicher ist es, wenn es Plattformen gibt, die weiterhin transparent und seriös das Thema private Geldanlage, Trading und Investment hoch halten und versuchen, ständig zu verbessern und einen Mehrwert für die User zu generieren.
10 Jahre wikifolio.com
10 Jahre Blog Trading der Besten heißt auch 10 Jahre wikifolio.com. Das Team um Andreas Kern war von Anfang an ein Begleiter und Unterstützer meines kleinen Blogprojektes hier. Dafür bin ich ihm und seinem alten Buddy Stefan Greunz mit der charmanten Christina Oehler sehr dankbar. Aus dem kleinen StartUp, bei dem ich vor 8 Jahren zu Gast sein durfte ist inzwischen ein Unternehmen mit 60 Mitarbeitern geworden.
Im Interview mit TRADERS‘ sprach Andreas Kern über die letzten und die wohl kommenden 10 Jahre. Das Interview könnt ihr in der Ausgabe 12/2022 nachlesen. Auch wenn wikfolio.com im letzten Bullenmarkt gestartet war und von der weitestgehenden Einbahnstraße an den Märkten auch stark profitiert hat, so sind sie doch ganz gut durch die aktuell volatilen Zeiten gekommen.
Eine Studie der Universität Zürich stellte im Rahmen eines zweijährigen Forschungsprojektes fest, das große Wikifolios sowohl den Markt, als auch Fonds outperformen. Das Ergebnis stammt zwar aus dem Jahr 2019, hat aber sicher im wesentlichen auch heute noch Bestand. Inzwischen wurden gut 50 Mrd. Euro Volumen abgewickelt und von den Tradern aus der Pionierzeit von wikifolio aus 2012 – 2014 sind auch heute noch mehr als 50% auf der Plattform aktiv. Schaut man auf die interessanteste Hausnummer – die Investitionssumme aller Wikifolios, dann standen da zum Zeitpunkt des Artikels, also im November diesen Jahres, ca. 600 Millionen Euro auf der Uhr. Das ist zwar im Vergleich zum Volumen aller Publikumsfonds in Deutschland zwar immer noch recht klein, aber gut Ding will eben Weile haben. Warten wir also mal ab, was die nächsten 10 Jahre so bringen. Einer der bisherigen Zugpferde, Richard Dobetsberger wird wohl auch zukünftig für Staunen bei den Investoren auf wikifolio.com sorgen. An dieser Stelle auch von mir alles Gute Ritchy. Wir sehen uns sicher bald mal wieder.
eToro und NAGA in schweren Gewässern
Die beiden typischen Vertreter des Copytrading blicken auf ein schwieriges Jahr zurück. Zwar konnte die Userzahl gesteigert werden, jedoch gingen Ertragszahlen zurück, was bei beiden sowohl auf das aktuelle Marktumfeld, als auch auf die bisherige Cashcow Krypto zurückzuführen ist.
Die grünen Bullen von eToro mussten dank verpaßten Timing ihren Börsengang per SPAC canceln und zahlen nun die darin engagierten Investoren aus.
Schaut man auf die allgemeine Geschäftsentwicklung bei eToro, dann konnte das Social Investment Network auch in 2022 weiter wachsen. Ende Juli 2022 gab es fast 30 Millionen registrierte Nutzer weltweit.
In dem Investor Update aus September 2022 geht eToro auch auf einige interessante Zahlen der Community ein:
- Das durchschnittliche Alter beträgt 35 Jahre
- 95 % der Nutzer investieren als erstes in Kryptos, Aktien oder nutzen Copytrading zu Beginn
- 60 % der neuen User aus 2021 haben bereits Investmenterfahrung
- 64 % der User handeln mehr als einen Produkttyp
- ca. 30% haben mindestens einmal CopyTrading genutzt
- ca. 50 % der User tauschen sich auf der Plattform aus
- die durchschnittliche Sessiondauer beträgt 10 Minuten
- und die aktiven Nutzer loggen sich 3 x täglich ein.
Auch das Team um Benjamin Bilski konnte mit den gestrigen Zahlen einen Umsatzwachstum vermelden. Die Crux ist jedoch weiterhin die Kostenseite, an der nun radikal geschraubt wurde.
Neben einem Personalabbau von 20 % wurde bei den Marketingkosten der Stift angesetzt. Die Aquisitionskosten konnten von in der Spitze 1.609 € je Kunde auf 613 € gesenkt werden. So, jetzt lass Dir das mal auf der Zunge zergehen. Um einen Neukunden zu gewinnen bedurfte es zeitweise bis zu 1.609 € ! Das muss natürlich irgendwie auch wieder eingespielt werden.
Vergleicht man Anspruch und Wirklichkeit von NAGA, kann man schon mal ein Stirnrunzeln bekommen.
Zitieren wir doch mal aus der werbewirksamen Unternehmensseite:
- Hochgradig skalierbare Plattform mit einem Zielmarkt von über 95 Billionen USD und 3 Mrd. potenziellen Nutzern.
- Einzigartiges Social-Trading-Konzept, das es den Nutzern der Plattform ermöglicht, die Geschäfte der anderen zu replizieren, was zu 65 % zu den Einnahmen beiträgt.
- Proprietäre digitale Marketingplattform mit täglicher Optimierung, die jederzeit volle Skalierbarkeit ermöglicht.
- Bruttobetriebsmargen von mehr als 85 %.
- Einzigartige Technologie, die Trading, Kryptowährungsdienste und Zahlungsdienste kombiniert.
- Starke Partnerschaften, z. B. mit VISA.
- Erstklassiger Kundensupport rund um die Uhr, 7 Tage die Woche in 14 Sprachen.
- Ein unternehmerisch denkendes Managementteam mit bedeutender Erfahrung in den Bereichen Technologie, Sicherheit, Vorschriften und Compliance, das erheblich in das Unternehmen investiert.“
Quelle: https://group.naga.com/de/investor-relations/investment-highlights
Schaut man dann auf die realen Zahlen, dann relativiert sich vieles. Ja klar, 3 Milliarden potenzielle Nutzer aber nur gut 26.000 aktive Konten. Ein paar Nummern kleiner in der Selbstreflexion kann auch NAGA nicht schaden.
Das Engagement ist ja unbestritten, aber die Zahlen sprechen eben eine andere Sprache, zumal, wenn man Aktionär der NAGA Group ist.
Auch hier eine beeindruckende Folie, die ich mal weiter gemalt habe.
Wie auch immer, das Bemühen ist zwar unverkennbar, aber der Weg ist schwer. Da sowohl eToro, als auch NAGA in den gleichen Gewässern angeln wird es für NAGA zumindest nicht einfacher. Mit der nunmehrigen Lizenz auf den Seychellen dürfte jedoch das Geschäft außerhalb Europas anziehen.
ZuluTrade kippt Vergütungsmodell
Last but not least gibt es Neuigkeiten beim Urgestein des Copytradings – ZuluTrade.
Nachdem das Unternehmen vor einem Jahr den Besitzer gewechselt hatte, geht es nun an die radikale Veränderung der Vergütungsstruktur für die Signalgeber. Das neue Mutterunternehmen Finvasia aus Indien ist so etwas wie ein Zero Commission Broker und übersetzt nun auch seine Philosophie auf ZuluTrade.
Ende November kündigte ZuluTrade eine Abkehr vom bisherigen Profit Share Modell an. Bisher gab es bei ZuluTrade zwei Modelle der Vergütung für die Signalgeber. Einerseits das alte Modell nach Umsatz und andererseits eine Performancevergütung nach High Watermark und Abo.
Financemagnates schrieb dazu am 24.11.2022
ZuluTrade hat eine grundlegende Änderung des Vergütungsmodells für seine Signalgeber vorgenommen und angekündigt, dass es die Gewinnbeteiligungsgebühren von den Konten der Follower abziehen wird. Die radikale Änderung des Vergütungsmodells steht im Einklang mit dem neuen Managementansatz, ZuluTrade durch Kostensenkungen und die Steigerung von Qualität und Transparenz auf der Plattform anlegerfreundlicher und zukunftsorientierter zu machen.
Das aktuelle Gewinnbeteiligungsmodell von ZuluTrade bezahlt Händler (auch bekannt als Leader), die Signale liefern, die automatisch in das Konto des Followers kopiert werden. Der Follower zahlt $30 als Abonnementgebühr pro Monat und Konto und zahlt dem Leader 25 % der Gewinne, die in einem Monat auf seinem Konto erzielt werden. Je höher die Gewinne auf dem Konto eines Followers sind, desto höher ist die Vergütung des Leaders. Die 25%ige Performancegebühr wird nur für die Monate gezahlt, die mit Gewinnen abgeschlossen wurden.
Wenn jedoch das Konto des Followers in den folgenden Monaten einen Verlust erleidet, wird dem Leader dieser Verlust nicht in Rechnung gestellt. Dies bedeutet, dass die Follower Geld auf einen Leader setzen und ihre Gewinne teilen, aber sie teilen nicht wirklich das Risiko auf lange Sicht mit dem Leader. Dies bedeutet auch, dass die langfristigen Auswirkungen auf die Leistung des Kunden aufgrund der zusätzlichen Kosten der Gewinnbeteiligung erheblich sein können.
Damit beginnt auch in 2023 für ZuluTrade eine neue Ära.
An der Qualität der Strategien hat dies zwar bisher nichts geändert, die Kostenstruktur für die Kunden wird jedoch sicher verbessert werden. Warten wir es ab und freuen uns auf ein spannendes 2023.