Die Headline mag einige irritieren, wenn man sich auf einem Blog für Social Trading und Social Investment befindet.
Kurioserweise gehört ein Artikel aus Oktober 2018 jedoch hier zu den am meisten aufgerufenen Beiträgen im Blog. Das Thema – Prop Trading. Seither informierten sich 1.500 Leser zu dem damaligen Thema, allein jetzt im Januar 2020 auch wieder über 100.
Löst die Steueränderung für Termingeschäfte 2021 eine Nachfrage nach Prop Trading Firmen aus?
Wer sich als privater Trader mit dem kurzfristigen Handel beschäftigt, und seinen Fokus sowieso auf dem Intradayhandel hat, wird sicher verschiedene Optionen prüfen, wie es ab 2021 ganz praktisch für ihn weitergeht. Liegt der eigene Schwerpunkt bei CFD’s und Futures, dann ist Kassensturz angesagt. Wie ist es denn dann mit der ominösen 10.000 € Verlustverrechnungsgrenze? Trifft sie mich und welche Alternativen habe ich, um nicht erheblich geschädigt zu werden.
Schaut man sich in den Foren und in der Tube zu diesem Thema um, ist die anfängliche Hysterie der zunehmend sachlicher werdenden Diskussion gewichen. Lösungen suchen, solange es Zeit ist – das ist die Devise,
Hier im Blog wies ich bereits auf eine Option hin, die private Händler ausloten können. Ist sicher nicht für jeden und jede Strategie geeignet, aber immerhin eine Krücke, die man nutzen kann:
- Wikifolio auflegen und selbst darin investieren. Zu beachten sind aber weiterhin die Rahmenbedingungen des darauf aufgelegten Zertifikates. Stichwort Besicherung, Emittentenrisiko etc.
Eine andere Option ist für ambitionierte Händler sicher auch der Gang zum Prop Shop. Das Interesse an Anbietern wie Heldental oder TopStepTrader scheint ungebrochen.
TopStepTrader nun auch mit Trading Combine für E-Micros
Durch die Einführung der Micro Futures an der CME hat TopStepTrader inzwischen auch eine Trading Combine für Micros eingeführt:
Für die $10K Combine gilt folgendes:
ACCOUNT PARAMETERS
- $1,000 Profit Target
- 5 Micro Lots Max. Position Size
- $500 Weekly Loss Limit
- $1,000 Max. Drawdown
- MES, MNQ, M2K, MYM Permitted Products
- Hold Positions Overnight and Over the Weekend
- Same rules for Step 1 and Step 2
Kosten: $110 /month
Selbst wenn die Combine erfolgreich, egal jetzt mal auf welchem Kontoniveau durchlaufen wird, bleibt es doch in erster Linie ein geniales Geschäftsmodell für TopStepTrader selbst. Mit Kapitalisierung geht die Kostenspirale nach oben und TST kassiert natürlich fleißig mit. Wichtiger Punkt dabei natürlich die Kosten für den Datenfeed. Dann ist nix mehr mit ca. 45 $ für Eurex, CBoT und CME als privater Trader, sondern dann sind 279 $ auf den Tisch zu legen, für den gleichen Feed als Professional. Je nach Plattform dann noch die Handelskosten etc.
Lohnt sich TST dennoch für private Händler?
Die Frage ist eher, will man sich der Herausforderung des disziplinierten Handels stellen und es als Schritt in den eigenen Full- oder Parttime Handel sehen. Die Anforderungen der Prop Shops, egal ob jetzt TST, Heldental, PE in Dublin oder andere an die Händler sind hoch. Die knallharten Risikoparameter und der fürsorgliche Engel in Form des Riskmanagers sorgen schon dafür. Wer die Challenge erfolgreich durchlaufen hat, ist zumindest einen Schritt weiter. Disziplinübung abgehakt und festgestellt, ja – es kann funktionieren. Dann stellt sich natürlich die Frage, für wen handle ich. Weiterhin als privater Händler auf eigene Rechnung mit allen dazu gehörigen Unwegbarkeiten, wie z.B.:
- kein externer Riskmanager
- Unterkapitalisierung im Verhältnis zum gewünschten Ertrag
- steuerliche Unannehmlichkeiten etc.
Oder aber man verläßt den Weg des privaten Händlers und verdingt sich bei TST und Co. Die Frage kann dann jeder nur für sich selbst nach Abwägung des für und widers beantworten.
Traden wie ein Prop Trader – ein Weiterbildungsangebot
Wer von sich behaupten kann, auch ohne Controlling eines professionellen Anbieters/Mentors täglich seinen Obulus am Markt zu verdienen, ist in guter Gesellschaft mit wenigen privaten Händlern hier in Deutschland. Es gab in den letzten Jahren in den diversen Foren immer wieder mal Projekte von Usern, die der Community für einen begrenzten Zeitraum Handelsansätze und deren Ergebnisse vermittelten. Mal waren es ambitionierte private Trader, manchmal aber auch Trader aus dem institutionellen Handel, die ab und an ihre Sichtweisen und Handelsansätze preisgaben. Die Zeiten sind leider lange vorbei. Viel Interesse zogen in den 2.000er Jahren die Realmoney Wettbewerbe des Trader’s Race auf wallstreet-online auf sich. Davon ist aktuell nichts mehr übrig. Die Foren überbieten sich eher in Punkto Narzismus, Belehrungsgehabe und verletzter Eitelkeiten. Die Diskussionskultur dabei meist unterirdisch, ist ja nur „Internet“ und nicht real life. Naja, offenbar ein Spiegel der Marktteilnehmer im privaten Handel.
Im Herbst 2019 traute sich also nun einmal wieder ein User mit einer kleinen Echtgeldchallenge ans Licht der Tradercommunity bei wallstreet-online.de.
Seine Botschaft: Ich bin privater Händler, handle kurzfristig bevorzugt den FDAX und FDXM und ja, ich lebe davon. Ich bilde mich stets weiter, versuche mich zu verbessern und habe den überwiegenden Teil meines Know Hows auch durch Austausch in US-Boards erworben, da man hierzulande leider zu oft nur Bullshit liest… Mein Handel orientiert sich an den Risikoparameters eines PropTraders und ja, ich habe die Disziplin dazu.
Die typische Reaktion des Publikums lässt sich wie folgt in dem Klassiker von Luis zusammenfassen:
Was folgte waren einige Tage Handelsergebnisse mit Kontoauszügen seines Futurebrokers. Lustigerweise gab es wieder ein paar „Experten“, die die Auszüge in Frage stellten. Vermutlich haben sie noch nie einen Auszug von AMP, Phillip Capital, Dorman oder RCG gesehen, aber erstmal „Betrüger“ posaunen.
Im Ergebnis dieses kurzen Experimentes gab es offenbar Interesse einiger Forumteilnehmer, ihm einmal über die Schulter schauen zu dürfen.
Machen wir es kurz – Werbeblock:
Aus diesem kleinen Forumprojekt wurde dann zum Jahresende ein Projekt aufgesetzt, dass Teilnehmern bis voraussichtlich Ende März diesen Jahres die Möglichkeit gibt, dem Händler nicht nur bei der täglichen Arbeit zuzusehen, sondern auch an seiner Interpretation des Marktes teilzuhaben. Wer sich also für den Kurzfristhandel im FDAX interessiert, das Wissen um Akteure am Markt, deren Erkennen und Handel vertiefen möchte, der ist bei dem Projekt gut aufgehoben.
Das Projekt ist nicht dazu geeignet, blind nach zu handeln. Im Vordergrund steht die Wissenvermittlung/ Weiterbildung im praktischen, alltäglichen Handel. Laut Landingpage geht es u.a. um folgende Aspekte:
- Wer bewegt gerade den Dax/Future?
- Woran erkenne ich im Chart eine DAX Kasseorder ?
- Woran erkenne ich eine Hedgeorder in DAX Future?
- Was sind Anomalien im Markt?
- Welche Rolle spielt der institutionelle Kurzfristhandel im DAX Future?
- Wie erkenne ich eine Kommissionsorder im Dax Future?
- Welche Rolle spielt der Optionshandel im FDAX als großer Marktteilnehmer?
- Zu welcher Uhrzeit werden große Order im DAX abgewickelt und über welchen Zeitraum?
- Wann ist es im kurzfristigen Dax Trading besser sich aus dem Markt heraus zu halten?
Wer sich über die bisherigen Handelsergebnisse informieren möchte, kann dies hier tun:
Kontostand DAX Livetrading Room
Welche Voraussetzungen sollten die Teilnehmer haben?
- Interesse am kurzfristigen Handel im Future, hier FDAX, Mini DAX.
- Handelserfahrung mit Futures ist von Vorteil, aber nicht zwingend. Die Teilnehmer brauchen aber ein Mindestmaß an Kenntnis der Begrifflichkeiten. Nach meiner persönlichen Auffassung ist es für Anfänger nicht geeignet. Diese werden es schwer haben, inhaltlich zu folgen.
- Als begleitende Lektüre kann ich nur empfehlen, einmal einen Blick in das Buch von Uwe Wagner zu werfen, Insbesondere die Themenkomplexe 1 und 3 des Buches. Wer sich außerdem mit Literatur beschäftigen möchte, die den Händler nicht nur inspirierte, sondern auch in seinem Handel bestärkte, dem seien die Bücher von Mike Bellafiore empfohlen
Wer sich über das Angebot weiter informieren möchte findet dazu auf YouTube ein aktuelles Video
Kosten und Nutzen
Die Teilnahme am Livetrading Room ist mit 297,50 € im Monat überschaubar. Da der Händler inzwischen fast bis zu 8 Stunden und mehr für die Teilnehmer da ist, rangiert der Stundenpreis inzwischen unterhalb jedes Niveaus, was man als Mindestlohn bezeichnen würde…
Letztlich muss jeder selbst entscheiden, ob ihm diese Offerte in seinem persönlichen Handel weiterbringen kann. Bei manch Teilnehmer ist es vielleicht auch die Erkenntnis: passt nicht zu mir, also verzichte ich zukünftig darauf, auch nur ansatzweise darüber nachzudenken. Damit ist dann auch schon viel für den Teilnehmer gewonnen. Er wird sein Geld nicht mit Kurzfristhandel im Dax verbrennen.
Update 04.06.2020:
Heiko Behrendt hat ein Update zum Live Tradingroom gepostet
Fazit
Wer seinen Handel professionalisieren möchte, wird um einige Überlegungen in diesem Jahr nicht herum kommen.
Für Positionshändler und Investoren ist ein wikifolio aktuell nicht die dümmste Lösung. Wer nicht gerade Aktien in 1.000 er Blöcken durch Xetra schiebt, sondern die Methode Eichhörnchen im FDAX oder FDXM betreibt, der kann sich aktuell bis Ende März bei einem seiner Gegner informieren. Denn an der Eurex gibt es keine Freunde, nur Wettbewerber! Wer deren Agieren studieren und kennenlernen möchte, ist mit dem Angebot von Thomas, aka Nutellatrader zumindest theoretisch einen Schritt weiter. Das allgemeine Feedback der bisherigen Teilnehmer lautete: Was hat der Mann für eine Disziplin! Allein diese Erkenntnis dürfte einige Teilnehmer den Platz in der Loge wert sein.
Bleibt die Frage nach den Prop Shops. Die Nachfrage aus Deutschland dürfte in den kommenden Monaten steigen. Von daher sehe ich hier durchaus Entwicklungspotenzial für TST und andere Anbieter. Warten wir es ab.
In diesem Sinne, happy Trading allen Lesern.
P.S. Das Copyright des Beitragsbildes liegt übrigens bei Minotaurus. Hier nochmal das Plakat auf der WoT in voller Schönheit. Ich hoffe, die Jungs verzeihen mir die Ausleihe.
Hi, kannst Du nicht mal Deinen Bafin-kontakt nach Topstep/heldental etc „abklopfen“? Ist doch nicht wirklich legal für Trader in Deutschland…?
Ich sehe da jetzt nicht unbedingt das Problem. Man ist als selbständiger Dienstleister für ein ausländisches Unternehmen im Ausland tätig, soweit eigentlich im Grundsatz. Fraglich ist, wie man die Einkünfte (Gewinnbeteiligung) hier einstuft. Werde das aber auch mal abklopfen. Das Brimborium, was aber darum in einigen Foren zu lesen ist, Stichwort Scheinselbständigkeit und die damit verbundenen Konsequenzen für den Arbeitgeber kann ich nicht nachvollziehen. Kann ja mal jemand versuchen, TST in USA oder Heldental in Niederlande zu verklagen. Die werden das in der Rundablage versenken. Letztlich geht es dem Staat auch nie um das Wohl des Bürgers/Händlers, sondern immer darum, die Hand aufzuhalten.
ich dachte eher in Sachen Handel mit Fremdkapital…bafin lizenz usw.
Warum sollte ich eine BaFin Lizenz benötigen, wenn ich das Kapital einer Firma in US oder NL handele? BaFin ist Deutschland, TST ist US und HT ist NL. Die PropShops arbeiten mit Remotehändlern weltweit, f**k BaFin. Das Zulassungsverfahren ist deren Job in deren Jurisdiktion. Was anderes wäre es, wenn es hier in Deutschland wäre, z.B. deutsche Niederlassung von TST. Das wäre noch einleuchtend. Wie gesagt, ich erkundige mich mal.
weil man es aus Deutschland heraus tun würde, und nur das zählt wohl. Hatten wir damals im Rahmen der Idee von U. aus M. schonmal negativ beschieden bekommen und das geplante Projekt dann wieder gecancelt. Ich meine, die Holländer z.B. drehen das über halbseidene „Berater“verträge…
bin gespannt… 🙂
So richtig Stellung beziehen mag meine „Quelle“ nicht. Er ist von Haus aus Jurist und kein Trader oder Händler. Hat also im Prinzip vom Geschäft keine Ahnung. Als Jurist Tendenz zu nicht erlaubt. Bei TST, OneUp, LMI hast Du ja immer noch das Monitoring des Prophouse, die jederzeit den Stecker ziehen können.
Was anderes ist in meinen Augen hier z.B. das Modell von FTMO aus Prag. Hier handelst Du Demokonten, auch als „Funded Trader“. FTMO setzt eigenes Risk- und Copysystem drauf und routet in seine Konten. Die Remotehändler haben also überhaupt keine Verfügung über echtes Fremdkapital. Wäre zu bewerten wie wikifolio, die ja auch nur Musterdepots handeln.
Mir ist die Gesetzesänderung auch negativ aufgestoßen…vielleicht kannst Du ja ein kleinen Beitrag dazuschreiben wie der aktuelle Stand der Dinge ist bzw. wo man die neuesten seriösen Wasserstandsmeldung herbekommt, falls sich doch noch was positives tun sollte.
Meine aktuelle Vorbereitung auf das ganze Thema läuft allerdings auch schon auf Hochtouren.
2 Bausteine liegen momentan zur Grundlage die ich jetzt als Vorbereitung für 2021 treffe:
1) Ich bin dabei ein Wikifolio aufzulegen für den Eigenbedarf. Da die Gewinnperformance natürlich von meinen eigenen Gewinnen abgeht bin ich noch am Überlegen wie hoch die Fee sein sollte. Kommt am Ende einfach auf die eigene Summe an die drinsteckt, ob man mit 5% als Fee agiert oder 25% um mehr Profit über die Performance zu verdienen……Ich rechne noch 🙂
Wäre ja schon ärgerlich wenn am Ende 10 Mio AuM drin stecken und man hat nur 5% Performance Fee 🙂
2) Desweiteren habe ich alle „sicheren“ Investments aufgelöst und „aggressiv“ in diese so verteufelten Termingeschäfte gesteckt bzw. Teilsummen mit höherem Hebel in klassischere „Rein und Raus“ Varianten.
Wenn alles aufgeht wie geplant steht die Auswanderung (Stichwort Staatenlosigkeit) zum 01.01.2021 bevor….(Anmerkung: keine verkappte Auswanderung, ich habe den Vorteil, dass ich ungebunden bin und lieber auf Reisen als an einen festen Platz gebunden bin, von daher habe ich den Vorteil als digitaler Nomade leben zu können)
Um ehrlich zu sein, habe ich schon immer mit dem Gedanken gespielt, es dann aber aus ethischen Gründen und weil ich meine Base in Deutschland habe und demzufolge auch „gerne“ Steuern bezahlt habe nie wirklich vollzogen oder ernsthaft mit dem Gedanken gespielt.
Vielleicht wird man ja manchmal zu seinem Glück gezwungen…..und ja, ich sehe es definitiv als Zwang.
Es ist immer die Rede von Fachkräftemangel in Deutschland…..Sollte es nicht heißen Fachkräftemangel in Berlin oder wie kann es sonst sein, dass man am Ende mehr Steuern zahlen muss als man verdient 🙂
Kannst Du vll einen Beitrag dazu schreiben und zur Unterschrift aufrufen
https://www.openpetition.de/petition/online/initiative-ruecknahme-der-steuerlichen-benachteiligungen-privater-anleger#
Wer sich für Prop Trading interessiert, ist natürlich auch mit den Jungs von Minotaurus gut aufgehoben. Ab 01. Juni läuft die nächste Challenge und es sind in der Zusammenarbeit ein paar Änderungen geplant. Wer sich dazu informieren möchte, sollte sich das aktuelle Video von Traders Talk ansehen.