Wer im Licht steht, wirft meist einen Schatten, in dem sich leider so mancher Zeitgenosse sein Mütchen kühlt. Diese Erfahrung mussten in den vergangenen Tagen und Wochen auch Akteure der Social Trading Plattformen machen. Die Leidensfähigkeit einiger Trader wurde auf eine harte Probe gestellt und nahm teilweise offenbar nicht zu tolerierende Ausmasse an.
Das Phänomen ist nicht neu, sondern zieht sich seit Jahren durch alle möglichen Börsenboards. Ein Händler erarbeitet sich ein gewisses Standing in der Community, die Herde folgt …bis zu dem Punkt, an dem der Händler aus verschiedenen Gründen die Erwartungen offenbar nicht mehr erfüllt. Was folgt ist die Ächtung, Häme bis hin zu Drohungen unter der Gürtellinie, teilweise offen, teilweise via Boardmail oder anderen Kommunikationsmöglichkeiten. Die Masse will saugen, nicht austauschen, geschweige denn geben. Das ist ein Fakt, der u.a. zur „Verarmung“ einiger populärer Portale führt. Trader ziehen sich zurück, organisieren sich in geschlossenen Chats oder suchen andere Möglichkeiten des professionellen Austausches von Ideen und Meinungen.
Was die Kids heutzutage aber offenbar schon verpönen, weil uncool, wird zunehmend von der Tradergemeinde genutzt – Interessengruppen bei Facebook. Die einen wollen Ihre Signaldienste oder Expert Advisor verticken, die anderen haben einfach Spass am Austausch von Tradingideen, Strategieansätzen und sehen wohlwollend die Entwicklung ihrer Gruppenmitglieder vom Anfänger zum fortgeschrittenen Händler. Man nutzt die Möglichkeit persönlicher Treffs bei einschlägigen Veranstaltungen und pflegt soziale Kontakte, die von Achtung und Respekt geprägt sind. So kann es auch sein – Social Trading.
Social Trading ist aber auch ein Geschäft in einem Industriezweig, der nicht ohne Grund Haifischbecken genannt wird. Konnten private Eigenhändler bisher als „Putzerfische“ der Großen ihr Ein- und Auskommen gestalten, haben sie nunmehr mit dem Boom von Social Trading die Möglichkeit, selbst zu einem kleinen Hai zu werden, okay Katzenhai.
Die Voraussetzung dafür: harte Arbeit, belohnt durch großes Anlegervertrauen und gepaart mit einer professionellen Handelsumgebung. Punkt 1 und 2 liegt in der Macht des Traders, Punkt 3 jedoch verantwortet der Dienstleister der Social Trading Plattform.
Das beim letzten Punkt nicht alles zufriedenstellend läuft, egal ob man ayondo oder wikifolio heißt, ist allen Beteiligten klar. An Verbesserungen wird gearbeitet, es werden jedoch auch Prioritäten gesetzt, die die größte Schnittmenge aufweisen und vor allem finanzierbar sind. Geduld und Kompromissbereitschaft sind sowohl beim Akteur /Trader, als auch Dienstleister/Plattform gefragt und stossen nicht immer auf Verständnis. Ist ja auch logisch. Wenn ich mich in ein Auto setze gehe ich davon aus, dass es 4 Räder hat und nicht nur 3…
Warum die lange Vorrede ?
Die Börse brummt, noch…eine gute Zeit für die „Haie“, auf Futtersuche bei den einschlägigen Veranstaltungen wie Börsentagen, Anlegermesse, World of Trading etc. zu gehen, ihre Dienste zu preisen und beim geneigten Anleger- und/oder Tradervolk auf Kundensuche zu gehen und um deren Einlagen zu buhlen. Social Trading Anbieter wie ayondo, eToro oder wikifolio finden zunehmend Berücksichtigung in der öffentlichen Wahrnehmung und stoßen auf großes Interesse der Masse…die, wie ich oben bereits sagte, in erster Linie saugt. Das ist auch gut so, denn Copytrading lebt davon, dass einem Signalgeber möglichst viele Investoren folgen, also saugen. Ist die Infrastruktur dann perfekt und stimmt die Performance, können alle Beteiligten zufrieden sein.
Nur läuft es eben nicht immer glatt. Sowohl bei ayondo als auch bei wikifolio sind die professionellen privaten Eigenhändler in der Unterzahl. Sie, auf denen in erster Linie auch die Erwartungen des Publikums ruhen, haben ein Problem:
- Kann ich meine Handelsstrategie/n, mit denen ich privat seit mehreren Jahren erfolgreich dank meines Equipments und Marktzuganges handle, kann ich diese Strategie auf wikifolio oder ayondo umsetzen?
- Wenn nicht, wo sind die Grenzen, welche Kompromisse bin ich bereit, einzugehen oder…lass ich es lieber.
- Was passiert, wenn ich eben doch mal 5 oder 10 oder gar 20 Mio AuM habe und muss mit einem Dreirad bei Gegenwind Formel 1 fahren?
Ein Trader, der vorwiegend Aktien und Futures handelt, muss sich mit den Besonderheiten von Instrumenten wie CFD’s oder Knockout Zertifikaten auseinandersetzen. Handelsinstrumente, die er zwar kennt, aber vielleicht selbst so gut wie nie oder selten handelt, da er eben auch die unangenehmen Begleiterscheinungen kennt ( Emi dreht am Hahn, Stückzahlen gehen nicht durch, mehrfache Preisholung, Zeitverlust etc.)
Es gibt Trader, die konnten auf wikifolio einen Hammer Track Record aufbauen – bis das wikifolio investierbar war. Die folgenden Wochen im Livebetrieb waren dann für den Händler ernüchternd und er schloss das wikifolio. Seine individuelle Strategie war nicht im Livebetrieb übertragbar.
Schnelles, aktives Trading hat eben mit einigen Handelsinstrumenten Grenzen. Wenn man diese kennt, muss man sich darauf einstellen. Womit sich der Kreis zu dem wohl populärsten Händler bei wikifolio schließt. Markus Strauch hat es dieser Tage nicht leicht. Neben der missglückten Handelswoche in seinem Hebelwikifolio, welches noch zu einem vertretbaren Handelsergebnis führte, musste er sich vor allem derer erwehren, die die Vorzüge des öffentlichen Austausches von Meinungen offenbar mit einem Pranger verwechseln. Es kann sich jeder lebhaft vorstellen, welcher Qualität diese Bekundungen via Facebook u.ä. waren.
Sicher ist Markus Strauch ein Gewinner des Social Trading Booms, aber eben auch einer, der es sich verdient hat. Hier geht es nicht um einen Jungspund, der mal mit etwas Demokonto und Publicity im Rücken in der Sonne steht. Nein, in erster Linie geht es um einen Menschen, der offenbar traden kann und damit seinen Lebensunterhalt verdient. Er hat sein Handwerk gelernt, sich ein Geschäft aufgebaut und die Chancen erkannt, die die Branche ihm bietet. Wer seine Vita einsehen und sich nochmals mit seinem auf wikifolio umgesetzten Handelsansatz beschäftigen will, sollte sich u.a. sowohl das von Andreas Braun bei boerse.ard geführte Interview, als auch die Website von momentumsignals.de ansehen. Bei youtube finden sich auch 3 Interviews…Trader kennen außerdem die Beiträge im TRADERS‚
Aus den aktuellen Widrigkeiten bei der Umsetzung seiner beiden Handelsstrategien auf wikifolio.com hatte er Konsequenzen gezogen und dies auch entsprechend bei wikifolio.com kommentiert. Derzeit arbeiten beide (Strauch und wikifolio) an Lösungen, die eine verantwortungsvolle Handelsfortsetzung seines individuellen Stils zulassen. Wer handelt, macht auch Fehler. Nun war es eben mal eine Woche, in der vieles falsch war – und? Ist jemand deswegen gestorben oder scheint die Sonne deswegen morgen nicht mehr? Fehler gehören zum Geschäft. Das wikifolio ist wieder im Plus und der Trader zieht daraus seine Lehren.
Im Interview mit Andreas Braun sagt Markus Strauch:
„Ich wünsche mir Anleger, die mich „kaufen“, wie eine Einzelaktie. Mein Wikifolio ist ausdrücklich als Depotbeimischung von fünf bis zehn Prozent in einem größeren Anlageportfolio gedacht.“
Damit spricht er mir eigentlich aus der Seele wenn es darum geht, Interessenten Social Trading zu erklären. Betrachten Sie Top Trader etc. wie Derivate in ihrem Portfolio – und handeln sie danach 😉
Ein weiterer Punkt rückt damit natürlich auch in den Vordergrund – Öffentlichkeit.
Wer will sich das antun, von irgendwelchen Schlaumeiern oder gefrusteten Nichttradern bei einem Drawdown durch den Schlamm gezogen zu werden? Ich denke mal niemand, es sei denn, man ist masochistisch veranlagt.
Dem Trader sollte daher weiterhin die Wahl auf den Social Trading Plattform gelassen bleiben, mit Klarnamen oder eben anonym aufzutreten. Wer die Seriösität des Händlers von diesem Detail abhängig macht…sollte wohl eher schlaue Empfehlungen schreiben.
Die Händler, die die Öffentlichkeit jedoch nicht meiden, denen sei empfohlen…ein dickes Fell nicht nur im Winter 😉
Abschließend sei erwähnt, dass mir das Motto eines meiner Broker gefällt – JFD – just fair and direct. In diesem Sinne hatte ich heute die Gelegenheit, mit Markus Strauch zu sprechen. Ich kann nur jedem ernsthaft Interessierten empfehlen, das Gespräch mit ihm zu suchen, z.B. auf der in Kürze stattfindenden Invest in Stuttgart.
In diesem Sinne, viel Erfolg allen Social Tradern und Investoren, bleibt fair, auch wenn es mal ruckelt.
Guter Beitrag…. Das vergessen leider viele.
Gewinne werden selten honoriert, bei Verlusten kommt der „Shitstorm“.
So gesehen hat es schon Vorteile wenn man seine Trades annoym platzieren kann.
Ein Argument mehr für Trader wie patternicus von ayondo, die nicht das Licht suchen. So schön es vielleicht für die Investoren ist, mehr als die Neugier wird eh nicht befriedigt. Wer in Ruhe seinen Job machen will, dem soll auch weiterhin die Chance erhalten bleiben. Ist sicher auch ne Frage, wie sich einige in der Öffentlichkeit darstellen. Es gibt die ruhigen, sachlichen, vielleicht sogar etwas schüchternen und natürlich auch die etwas extrovertierten und klar, auch die Schaumschläger *g*. Leben und leben lassen.