Im Januar 2006 setzte Leon Yohai seine Idee der Plattform für den automatisierten Handel von Devisenstrategien in die Praxis um. ZuluTrade wurde gegründet. Im Interview mit Finance Magnates aus Dezember 2013 plauderte er über die Anfänge und seine Motivation.
Yohai handelte bereits seit 2005 Devisenpaare beim Broker FXCM in den USA. Sein Interesse galt den im Internet verfügbaren Handelsstrategien, die er nach seinen persönlichen Bedürfnissen via API in seinem Handelskonto bei FXCM traden wollte. Bei einem Treffen mit Drew Niv, dem damaligen CEO von FXCM erklärte er ihm seine Idee, die bei dem Boss des Brokers auf offene Ohren stieß. Yohai entwickelte daraufhin eine simple Software, mit der er über FXCM‘s API verschiedene Copystrategien umsetzen konnte. Yohai wurde Introducing Broker für FXCM und führte Kunden aus seinem Freundeskreis zu, die unter Nutzung seiner Software bei FXCM handelten. Bald darauf startete ein Beta Service in 2008.
Um aus dem Service jedoch ein Geschäftsmodell zu entwickeln, bedurfte es sowohl der technischen Reife, als auch der Akzeptanz bei Brokern und Kunden.
Am 3. November 2009 berichtete Business Wire erstmals über die Plattform ZuluTrade und deren Aktivitäten. FXCM war in 2008 noch alleiniger Partnerbroker, was sich jedoch schnell änderte. ZuluTrade hatte im Herbst 2009 5.000 aktive Accounts, über die bereits ein Handelsvolumen von 150 Mrd. USD abgewickelt wurden. ZuluTrade wuchs seit 2008 mit einer monatlichen Rate von 20 %. Den Usern der Plattform standen bereits 4.500 Strategieprofile zur Verfügung, denen sie folgen und die Trades der Händler replizieren konnten. Dank großer Namen wie SAXO, Alpari, FXCM, FOREX.com u.a. wuchs die Community sehr schnell und ZuluTrade beschäftigte Ende 2009 ein Team von 60 Mitarbeitern in Athen, New York, Hongkong und Shanghai.
Ende 2010 wuchs die Kundenzahl auf 17.000 Handelskonten mit Personen aus 183 Ländern. Mehr als 70 Broker waren inzwischen angebunden. Zeit also für einen eigenen …Broker.
ZuluTrade war in den USA seit Oktober 2008 als Mitglied der NFA (National Future Association) reguliert. Seit Oktober 2010 agierte ZuluTrade nicht nur als Introducing Broker für Dritte, sondern auch als Forexbroker. Leon Yohai gründete die Dayo Innovative Trading Ltd. mit Sitz Nikosia auf Zypern, die unter der Marke AAAFX.com den Hausbroker von ZuluTrade ins Leben rief. Sitz war und ist Griechenland mit entsprechender Regulierung durch die hellenische Finanzaufsicht.
Waren bis 2011 nur die agierenden Signalprovider als Ranking mit spezifischen Kennzahlen präsent, so ergänzte dies ZuluTrade im April 2011 mit der Funktion „Follow a successful follower“. Die Anleger konnten nun nicht nur erfolgreichen Strategien folgen, sondern auch in die Töpfe der Nachbarn sehen und diese per Mausklick kopieren. Diese neue Funktion schuf ein Stückweit mehr Transparenz und erleichterte Newcomern den Einstieg.
Der November 2011 hielt auch eine Änderung für Signalprovider bereit. ZuluTrade finanzierte die Vergütungen für die Trader aus dem Spreadaufschlag von 2 pips, von denen die Händler einen Rebate erhielten, erfolgunabhängig. Produzierte der Signalgeber also Verluste am laufenden Band, hatte dies keine Folgen für den Vergütungsanspruch. Nunmehr wurde dem ein Riegel vorgeschoben. War die monatliche Performance negativ, erhielt der Signalgeber keine Vergütung. Allerdings erhielten die folgenden Konten auch keine Kompensation ihres bereits gezahlten Spreadaufschlages. Das bereits vereinnahmte Geld blieb also bei …ZuluTrade.
Interessante Einblicke gewährte Yohai auch in einem Vortrag auf der NOAH 2012 Conference in San Francisco in die Insides der Kundschaft. Die geographische Verteilung per April 2012 stellte sich wie folgt dar:
- Japan 15 %
- Italien 5 %
- Deutschland 7 %
- Frankreich 3 %
- China 5 %
- USA 4 %
- UK 4 %
- Südkorea 2 %
- Russland 6 %
Den verbleibenden Kuchen von 49 % teilte sich der Rest der Welt. Insgesamt nutzen Menschen aus über 140 Ländern die Dienste von ZuluTrade.
Im November 2012 hielt ZuluTrade für die Nutzer weitere Verbesserungen und Tools bereit. ZuluGuard, Lock Trade und Time Filter stellten zusätzliche Sicherheitsfeatures für die Investoren dar. Mit ZuluGuard erkannte der Algorithmus von ZuluTrade veränderte Handelsstrategien der Signalprovider und suspendierte diese, bei Aktivierung, automatisch von den Konten der Kopierer. Die Lock Trade Funktion versetzte den Kopierer in die Lage, jeden einzelnen Trade des Signalproviders vor Ausführung zu bestätigen und mit dem Time Filter wurde es dem Kopierer ermöglicht, Zeiten zu definieren, in der das Kopieren von Signalen erlaubt war. Dies war insbesondere für illiquide Währungspaare während des Nachthandels sinnvoll. So konnten die Kopierer unerwünschte Slippage, also schlechtere Ausführung und hohe Spreads vermeiden.
Das Jahr 2013 hielt jedoch für ZuluTrade auch unangenehme Überraschungen bereit. Zwar erfreute man sich über nunmehr 70.000 Livekonten aus 183 Ländern, jedoch spielte einer der langjährigen Technologiepartner ein übles Spiel. Die Rede ist von MetaQuotes, der russischen Softwareschmiede mit Sitz in Zypern. Durch verschiedene Add Ons und Schnittstellen war es möglich, die MT4 Terminals der Brokerkonten mit Technolgieplattformen wie ZuluTrade zu verbinden.
Im April 2013 nun hatte MetaQuotes alle MT4 Broker informiert, dass automatisch alle Add ons, welche nicht Teil der Standard Installation sind, geblockt werden, um diese mit Eigenentwicklungen zu ersetzen und warnte gleichzeitig vor einer Zusammenarbeit mit ZuluTrade, Tradency etc.. Den strategischen Rundumschlag begründete MetaQuotes mit der Verletzung von Lizenzrechten durch Drittanbieter. Im Fokus waren auch die sogenannten Third Party Copy Trading Platform Provider wie ZuluTrade, Tradency, Tradeo, FXSTAT und Myfxbook. Broker, die mit diesen Dienstleistern kooperieren wurden durch MetaQuotes scharf angegangen. Der Vorwurf und Begründung hier, angebliche Rechteverletzungen und gehackte Netzwerkprotokolle.
Die Auseinandersetzung mit MetaQuotes führte zu einer ersten Welle der Abgänge von Brokerpartnern bei ZuluTrade. Prominentester und auch schmerzlicher Abgang in 2013 war Alpari. Ein geflügeltes Wort sagt “Blut ist dicker als Wasser”…in diesem Fall kann man es wohl so hinnehmen, denn sowohl Alpari, als auch MetaQuotes sind russische Unternehmen. Alpari kooperierte nunmehr mit der Copy Plattform MQL Signals. Der Verlust des Brokerpartners war auf ZuluTrade auch zeitnah zu spüren, denn einige führende Signalprovider handelten über Alpari. Folgten Anfang 2013 einem russischen Signalprovider mit 2 Strategien noch allein 30 Mio USD Kapital, war dieses Mitte 2013 Geschichte. Der Händler war nicht mehr verfügbar. Den Kunden auf ZuluTrade wurden nun die verbliebenen Brokerpartner ans Herz gelegt.
ZuluTrade arbeitet nun aber mit Hochdruck an Alternativen. Anfang 2014 war es dann soweit. ZuluTrade präsentierte seine neue webbasierte ZuluTrade+ Plattform, auf der Händler ihre Signale publizieren und mit Hilfe von ZuluScripts auch automatische Handelsprogramme entwickeln und installieren konnten. ZuluScript war mit MQL4 von MetaQuotes kompatibel, so dass die Signalprovider ihre Expert Advisor (automatischen Handelssysteme) ohne Probleme nach ZuluScript übersetzen konnten. Damit eröffnete ZuluTrade den Nutzern wieder neue Möglichkeiten und bot die Chance, verlorenes Terrain wieder aufzuholen.
2014 schlug allerdings wieder einmal die amerikanische Aufsicht zu. ZuluTrade hatte in den Jahren 2010 bis 2013 die US Sanktionen gegen diverse Staaten missachtet und Kontoeröffnungen in ca. 400 Fällen zugelassen. Die Kunden kamen vornehmlich aus dem Sudan, Iran und Syrien. Dies kostete das Unternehmen nun 350.000 US Dollar Strafe.
Auf der anderen Seite des Erdballs konnte ZuluTrade jedoch in 2014 punkten. Durch die Aquisition eines japanischen Finanzunternehmens (Market Crew Investment Advisor Co. Ltd.), das fix in ZuluTrade Japan Co. Ltd. umbenannt wurde, hatte man nun auch eine Vertriebslizenz in Japan. Japan ist der wichtigste, weil größte Forexmarkt überhaupt weltweit. Mit Arena FX Co. Ltd. startete damit am 5. September 2014 erfolgreich die Operation Japan. ZuluTrade Japan Co. Ltd. ist beim Kanto Financial Bureau (KBF) registriertes Anlageberatungsunternehmen.
Im Juni 2015 folgte die Zulassung in Europa als Portfoliomanager. Damit erfüllte ZuluTrade alle Complianceregeln als Auto Trading Service Provider.
Stand 2015 war ZuluTrade voll reguliert in den USA, Europa und Japan und erfüllte damit wichtige Standards. Die EU Regulierung hatte natürlich auch eine Kehrseite. Waren bis Mitte 2015 noch alle Signalprovider für EU Bürger verfügbar, reduzierte sich dies schlagartig auf 1.000, später auf 500 Profile, denen man folgen oder diese kopieren konnte.
Für die Investoren auf ZuluTrade wurde im April 2016 ein neues Feature verfügbar – der Automator. Damit können die Kunden individuelle Handelsregeln für ihr Portfolio definieren, die über die bisherigen Features des Zulu Guards hinausgehen. So können mit dem Automator sowohl portfoliobezogene, als auch individuelle Trailing Stops definiert werden, Zielkurse festgelegt und die Anzahl der zu kopierenden Trades nach individuellen Bedürfnissen ausgerichtet werden.
Nicht unerwähnt soll sein…ZuluTrade war zu diesem Zeitpunkt ein Netzwerk mit 1,2 Mio Nutzern aus 241 Ländern. Allerdings war dies für Europäer nicht mehr so wahrnehmbar.
Der Schatten legte sich jedoch wiederum über die westliche Hemisphäre von ZuluTrade. Der Stress mit der NFA (National Future Association) ging in das Jahr 8 und ZuluTrade gab nun zum 14.07.2016 die Zulassung zurück. Nachdem man wieder mit einer Strafe von 30.000 US Dollar u.a. wegen Verstoß gegen Buchhaltungsbestimmungen, Mindestkapitalsierung und die Geldwäscheregeln (AML) belegtbelohnt wurde, beschloss Yohai den Rückzug aus den USA.1
Die Kosten der juristischen Auseinandersetzungen in den USA übertrafen inzwischen die Umsätze in den USA. Man stritt sich um den Status von ZuluTrade. Leon Yohai bestand auf Wahrnehmung als Technologieplattform. Die NFA war stets anderer Meinung und stufte ZuluTrade als Introducing Broker ein. Nach Auffassung des Autors war die NFA hier auch im Recht. Hinzu kam, dass die Umsätze durch die Partner FXCM und GAIN nicht mehr auskömmlich waren. Ein Grund dafür waren u.a. die Restriktionen durch den Dodd Frank Act, der zu höheren Marginanforderungen der Kunden führte. Leon Yohai begründete den Rückzug im Interview mit LeapRate im Oktober 2016 lapidar mit den Worten: Der US Markt für Retail Forex ist zu klein und wächst nicht…
2017 konnte ZuluTrade noch einige Neuerungen in Bezug auf die Einbindung weiterer social Features verkünden. Nachdem in 2016 die sogenannten Social Charts verfügbar wurden präsentierte sich die Plattform nun in einem überarbeiteten Design und erweiterte die TradeWall mit Social Tabs. So können sich Signal Provider und Investoren noch interaktiver austauschen, Kommentare schreiben und Likes vergeben. Über 1,5 Millionen registrierte Nutzer und ein ausgeführtes Handelsvolumen von nun kumuliert 1 Billion US Dollar sind Ausdruck der Erfolgsgeschichte von ZuluTrade.
Nach fast 10 Jahren war es aber wohl dann soweit, Kasse zu machen.
Am 30.10. 2017 verkündete ZuluTrade den Verkauf der Plattform, nebst Patent und Broker AAAFX an die Formax Group. Das Unternehmen wurde 2012 von den chinesischen Entrepreneurs Bill Wang und Charles Mao als Venture Capital Fund gegründet. Formax unterhält Lizenzen in Hongkong, Neuseeland und seit 2015 mit ihrer UK Dependance eine FCA Zulassung. Die Niederlassung in UK wird von David Rapp geführt, der von 2008 bis 2013 für Saxo Bank in London tätig war. Formax hat bereits selbst Erfahrungen mit Copytrading, unterhält Büros in UK, Neuseeland, Thailand und Vietnam. Die hauseigene Plattform CopyMaster generiert per Redaktionsschluss monatliche Handelsvolumina von bis zu 1,5 Mrd US Dollar. Formax Group’s CEO Wang Xi äußerte sich optimistisch zur Aquisition mit den Worten: “ZuluTrade wird die prominenteste Company in der Industrie und wird das strategisch wichtigste Investment der Formax Group in Übersee” . Die Integration von ZuluTrade und CopyMaster werden nach seiner Ansicht das Forex Business auf ein neues Niveau heben. Nun denn, Formax war der Deal laut LeapRate vom 09.02.2018 12,4 Mio US Dollar wert.
Leon Yohai dürfte zufrieden sein…
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